Einzelmitglieder


 

Die Zweitklässlerin Josefine Rackwitz schrieb Anfang 2021 diesen Text:

 

 

 

 

 

 

Anna und die Kätzchen

 

Eins

 

„Anna?“, wurde sie von einer lauten stimme aus ihren Gedanken geweckt, „Huhu, alles okay?“

 

„Was? Ähm, ja.“

 

Es war Lilly. „Ich dachte schon, du wachst nie mehr auf.“ Sie grinste. „Ich geh dann mal.“

 

„Okay, tschüss.“ Anna atmete tief durch.

 

Zuhause fragte ihre Mama sie: „Hast du schon die Hausaufgaben erledigt?“

 

„Nein“, antwortete Anna, „aber das wollte ich gerade machen. So nur eine Seite im Arbeitsheft.“

 

Kurze Zeit später schaltete Anna den Fernseher ein. Da sah sie plötzlich etwas Grauenvolles. Ein Babykätzchen war abgebildet. Es wurde von Männern gequält. „Die arme Kätzchen!“, dachte Anna. Sofort zog sie los, um den Leuten, die die Katzen quälten, eine ordentliche Lektion zu erteilen.

 

 

 

Zwei

 

Plötzlich sah Anna Lilly. Sie rief: „Lilly, hallo komm mal her!“

 

Sofort ging sie über die Straße. „Was ist denn los?“, rief sie außer Atem.

 

„Hast du auch schon ferngesehen?“

 

„Nö“, antwortete Lilly, „wieso sollte ich?“

 

„Also, ich habe gesehen, wie drei Männer eine Babykatze gequält haben!“, stotterte Anna.

 

„Wirklich?“ Lilly machte große Augen.

 

„Komm mit!“ Anna zog sie hinter sich her. „Los, lauf schneller!“

 

„Ich laufe ja schon, so schnell ich kann!“, meinte Lilly.

 

„Hey, da ist eine alte Frau mit vielen Katzen! Vielleicht steckt die mit denen unter einer Decke.“

 

„Anna, nicht!“, rief Lilly.

 

Doch zu spät. Anna stand schon bei der Frau. „Was fällt Ihnen ein, den armen Katzen was anzutun!“

 

„Willst du eine?“, fragte die Frau. Doch da drängelten sich zwei Männer vor, die Anna sehr bekannt vorkamen. Der eine sagte, „fünf Katzen!“

 

Die alte Frau sagte: „200 € bitte.“ Doch erst da merkte Anna, dass dies eine Verkäuferin war.

 

 

 

Drei

 

Sie entschuldigte sich bei der Frau und rannte zurück zu Lilly.

 

„Die Männer … ich kenne die irgendwo her …“ Sie grübelte.

 

Doch plötzlich sagte Lilly: „Es ist schon spät. Wir sollten gehen.“

 

„Ja, ist gut“, nuschelte Anna.

 

 

 

Vier

 

Abends dachte sie nur noch an die Kätzchen. Und was wenn die Männer sie töten? Ein Schauer lief ihr über den Rücken. Und was wenn sie die Kätzchen grillen würden? Oder was wenn sie die armen Kleinen auch noch essen wollten? Doch auf einmal kam ihr eine Idee. Was wenn sie die Tierquäler auf frischer Tat ertappte? Dann könnte man die Tierquäler hinter Gitter stecken.

 

 

 

Fünf

 

Am nächsten Morgen sauste Anna die Treppe runter, nahm ihr Pausenbrot, legte es sorgfältig in die Brotdose, packte die Brotdose in den Ranzen, füllte die Trinkflasche und packte sie in den Ranzen. Sie schlich in das Wohnzimmer, schloss die Tür zu und schaltete den Fernseher ein. „Mist!“, dachte sich Anna, „ausgerechnet heute, wo sie die Kätzchen retten und die Tierquäler erwischen wollte, wurde im Fernsehen nicht darüber berichtet.“ Sie schaltete alle Sender durch. Doch es brachte nichts. Sie schaltete den Fernseher aus, doch als sie gerade die Tür aufschließen wollte, drückte jemand die Wohnzimmerklinke runter.

 

Sie schloss auf und vor ihr stand ihr Papa! „Anna! Du sollst doch schon längst in der Schule sein!“

 

„Entschuldige Papa, kommt nicht wieder vor!“

 

„Und jetzt in die Schule!“

 

Als Anna in der Schule war, kam Lilly ihr entgegen. „Du bist schon eine halbe Stunde zu spät.“

 

„Wo willst du denn hin?“

 

„Mein Trinken auffüllen“, entgegnete Lilly, weißt du, wie schwer es war, der Lehrerin zu sagen, dass du beim Arzt bist?“

 

„Nö. Was hat sie denn gesagt?“

 

„Dass du dich nicht entschuldigt hast. Wärst du jetzt nicht gekommen, hätte sie es wahrscheinlich rausgekriegt.“

 

„Was rausgekriegt?“, fragte Anna.

 

„Na, dass du schwänzt!“

 

„Aha.“

 

„Los, ab ins Klassenzimmer!“, sagte Lilly.

 

Nach der Schule ging Lilly mit Anna nach Hause. Sie unterhielten sich über die Tierquäler. Auf einmal gingen drei Männer mit ganz vielen Rucksäcken über die Straße. Anna machte: „Pst, sei mal leise!“ Waren das nicht die Männer aus dem Fernsehen?

 

 

 

Sechs

 

Anna und Lilly schlichen sich ganz langsam an die Männer heran. Sie nahmen ihnen ein paar Rucksäcke weg. Sie öffneten sie und heraus sprangen die Babykatzen!

 

„Lilly, passt du auf die Katzen auf? Ich will nämlich die restlichen retten!“

 

„Geht klar, Anna!“

 

Anna schlich sich wieder heran und diesmal konnte sie sich alle schnappen. Aber sie wurde von den Männern erwischt. Sie drehten sich um. Anna rannte weg. Die Männer rannten ihr nach. Als Lilly sah, dass Anna von den Männern verfolgt wurde, packte sie die Katzen ein und rannte auch davon. Irgendwann hatten sie die Männer abgehängt, dachten sie jedenfalls, denn die Männer nahmen eine Abkürzung. Als Anna sie sah, sagte sie, „keinen Schritt weiter. Sonst rufe ich die Polizei!“

 

„Ist gut“, sagte einer der Männer.

 

„Was wollen sie mit den Katzen anstellen?“, fragte Anna.

 

„Wir wollen ihnen ein Zuhause geben“, sagte einer der Männer.

 

„Und warum haben sie dann die Tiere gequält?“, fragte Lilly.

 

„Niemand wollte der alten Frau die Katzen abkaufen. Aber wir wollten, dass sie ein Zuhause bekommen. Und deswegen wollten wir so tun, als hätten sie eine schlimme Vorgeschichte. Damit die Leute denken, ach, die armen Katzen und sie die Katzen dann kaufen.“

 

„Aber das ist doch kein Grund, sie zu quälen“, meinte Lilly.

 

„Das wissen wir“, sagte ein anderer der Männer.

 

„Und es wird nicht wieder vorkommen?“, fragte Anna.

 

Die Männer nickten.

 

„Aber sie können der Dame ja helfen“, sagte Anna.

 

„Super Idee!“ Und so arbeiteten die Männer und waren glücklich, weil die Katzen nun neue Zuhause hatten.

 

ENDE

 

Matti, aus der

Grundschule am Elbdamm 

Magdeburg

 mit seiner Bewerbungszeichnung